Wie wachsen eigentlich Mistelzweige?

Küssen unterm Mistelzweig ist einer der hinreißendsten Bräuche in der Vorweihnachtszeit, doch was sind eigentlich Misteln?

Wuchsform und Lebensweise

Die Mistel (Viscum album) wächst nicht im Boden, sondern auf den Ästen verschiedener Bäume. Über spezielle Saugorgane dringt sie in das Leitgewebe des Wirtsbaumes ein. Darüber bezieht sie Wasser und Nährstoffe, betreibt jedoch dank ihres grünen Laubwerks selbstständig Photosynthese. Dadurch unterscheidet sie sich von Vollparasiten, die vollständig auf ihren Wirt angewiesen sind.

Typische Wirtsarten sind Apfelbaum, Pappel, Weide, Birke und Ahorn. In südlichen Regionen Europas kommen zudem Unterarten vor, die auf Kiefern oder Tannen wachsen.

Vermehrung und Ansiedlung

Die Verbreitung der Mistel erfolgt überwiegend durch Vögel, vor allem durch die Misteldrossel. Diese frisst im Winter die weißen, klebrigen Beeren und scheidet die unverdaulichen Samen später wieder aus – meist auf Ästen, wo die Samen haften bleiben. Beim Keimen bildet sich ein Primärspross, der sich mit einer Haftscheibe an der Rinde festsetzt und ein erstes Saugorgan in das Holz treibt. So entsteht der Kontakt zum Saftstrom des Wirtsbaumes.

Dieser Prozess ist langsam: Erst im zweiten oder dritten Jahr entwickeln sich kleine grüne Blätter, und bis ein Mistelbusch einen Durchmesser von 30 bis 50 Zentimetern erreicht, vergehen meist fünf bis zehn Jahre. Ältere Exemplare können über einen Meter breit werden.

Kulturelle Bedeutung und Brauchtum

Die Mistel ist seit der Antike eine symbolträchtige Pflanze. Bereits die Kelten verehrten sie als heilig und sahen in ihr ein Sinnbild für Fruchtbarkeit, Heilung und Unsterblichkeit. Im nordeuropäischen Raum entwickelte sich daraus der bis heute bekannte Brauch, sich unter einem aufgehängten Mistelzweig zu küssen. Diese Tradition wurde im 18. Jahrhundert in England populär: Ein Kuss unter der Mistel sollte Glück und Liebe bringen. Ursprünglich galt die Regel, dass für jeden Kuss eine Beere vom Zweig entfernt wurde – waren alle Beeren abgepflückt, endete der Brauch.

Herkunft der Handelsmisteln

Die Misteln, die in der Adventszeit im Handel angeboten werden, stammen fast ausschließlich aus Wildbeständen. Sie werden vor allem in Süddeutschland, Frankreich, Ungarn und Tschechien geerntet. Der Schnitt erfolgt in der Regel manuell – mit langen Stangen oder per Leiter –, da Misteln meist in den oberen Baumregionen wachsen. Nach der Ernte werden sie kühl gelagert und gelangen frisch in den Blumen- und Dekorationshandel. Eine Kultivierung im landwirtschaftlichen Sinne ist aufgrund der speziellen Wuchsbedingungen kaum wirtschaftlich möglich.

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