Topfkultur
Pflanzen in Töpfen oder anderen Gefäßen zu ziehen, hat eine ganze Menge Vorteile: Man kann die, die grade besonders schön sind, in den Vordergrund rücken, Pflanzen mit unterschiedlichen Wasseransprüchen können auf kleinem Raum nebeneinander gezogen werden – und hübsch sieht so eine Topfsammlung meistens auch noch aus!
Kräuter in Töpfen
Auch Kräuter kann man in Töpfen halten, manche besser, andere weniger gut, denn die Kräuter – und da geh ich jetzt mal von Küchenkräutern aus – sind in verschiedene Gruppen zu unterteilen:
Einjährige
Da sind zunächst die einjährigen Kräuter. Einjährig bedeutet, dass eine Pflanze in einem Jahr keimt, heranwächst, blüht, Saat ansetzt und dann abstirbt, also all das, was man als Pflanze so in seinem Leben erledigen muß passiert in einem einzigen Jahr.
Einjährig sind z.B. Dill, Basilikum (mit wenigen Ausnahmen), Kerbel, Anis, Majoran, einjähriges Bohnenkraut, Borretsch und Echte Kamille. Jetzt höre ich einige Leser murmeln, dass bei ihnen aber ja der Borretsch und der Dill jedes Jahr wiederkommen – ja, aber das sind nicht die alten Pflanzen vom Vorjahr, sondern die neuen Sämlinge.
Auch die Eigenschaft, sich tüchtig auszusäen ist typisch für Einjährige, irgendwie muß man ja schließlich die Art erhalten!
Und diese Eigenschaft ist im Garten gut zu nutzen, weil sich die Pflanzen, wenn sie sich selber aussäen, immer an dem Platz am besten entwickeln, an dem sie sich richtig wohl fühlen. Also, lassen Sie sich Ihre einjährigen Kräuter munter versamen, das klappt oft besser, als wenn man sie mit Gewalt an einer bestimmten Stelle ansiedeln möchte. Einjährige sind aber auch im Topf ganz gut zu kultivieren, nur halt jedes Jahr neu.
Besonders wichtig ist eine Topfkultur für die vielen verschiedenen Basilikum-Sorten, die es inzwischen zu kaufen gibt. Basilikum ist eine sonnen- und wärmeliebende 'Zicke', für schleswig-holsteinische Verhältnisse nicht wirklich gemacht. Diese südländische Diva mag es warm, nicht zu viel Regen, gar nicht gerne Wind und volle Sonne bitte sowieso. Das kann man ja nun mal in unseren Breiten nicht garantieren, deshalb ist Basilikum auch nichts für die Kräuterspirale – aber für Topfkultur: Am besten unterm Dachüberstand in der vollen Sonne und vor Regen und Wind geschützt. So klappt's bei meiner Freundin Dorit schon seit Jahren ganz wunderbar: Auf einer Fensterbank, die draußen am Wohnzimmerfenster ist, geschützt und sonnig, da freut sich das Basilikum!
Zweijährige
Eine weitere Gruppe sind die Zweijährigen. Das sind die Pflanzen, die im ersten Jahr nach der Keimung erstmal eine Blattrosette machen, um dann im nächsten Jahr zu blühen. Zweijährig sind Stockrosen, Bartnelken, Mohrrüben (haben Sie mal vergessene Mohrrüben im Gemüsegarten wiedergefunden: Im zweiten Jahr bekommen die wunderschöne weiße Doldenblüten!), aber auch Stiefmütterchen oder Marienglockenblumen. Die wichtigsten zweijährigen Kräuter sind Petersilie und Kümmel.
Petersilie (da höre ich Sie stöhnen) – ja Petersilie ist auch so'ne Sache, in vielen Gärten will die einfach nicht. Sie braucht Wärme zum Keimen (zweijährige sät man im Sommer aus!) und fetten Boden. Und mag nicht jedes Mal wieder an der gleichen Stelle ausgesät werden. (Auch ganz schön zickig, über Petersilie gibt es so nette Sprüche, man sagt zum Beispiel, sie ginge zum Teufel und zurück, bevor sie keimt, und als Anspielung auf ihre potenzfördernde Wirkung "Petersilie hilft den Männern auf's Pferd und den Frauen unter die Erd" – denn sie kann in der Schwangerschaft im Übermaß genossen zu Fehlgeburten führen und wurde schon von verzweifelten Frauen zu Abtreibungsversuchen verwendet – meist mit zweifelhaftem Erfolg, wie der oben genannte Spruch uns sagt.)
Mit Petersile hab ich die besten Erfolge im Kübel, wir nehmen dafür große halbe Weinfässer und setzen die vorgezogenen Jungpflanzen in fette Erde (Lehm und Kompost!!!). Das gibt Petersilie für die Bodenvase – hmm lecker; sonst ist der Erfolg mit diesem wichtigen und leckeren Küchenkraut in unserem Sandboden nicht so doll.
Stauden
Als nächste Gruppe seien nun die staudigen Kräuter genannt, Stauden sind definiert als "mehrjährige, krautige Pflanzen, die zumeist im Winter oberirdisch absterben und im Frühjahr aus der Wurzel wieder austreiben." Hierzu gehören Zitronenmelisse, Liebstöckl, Minze, Baldrian, Süßdolde oder Schnittlauch.
Die wachsen alle mehr oder weniger gut im Topf, sie haben eben verschiedene Charaktere, und wollen dementsprechend behandelt werden: Zitronenmelisse ist im Topf ganz wunderbar, wie alle krautigen Stauden kann sie gut im Sommer mal bodennah zurückgeschnitten werden. Dann treibt sie frisch (und lecker) wieder aus, das verlängert die Erntesaison erheblich. Das gilt auch für Liebstöckl und alle anderen oben genannten und natürlich auch im Beet. Minze ist ein bisschen wilder, das kennt man ja aus dem Garten, die wuchert überall hin. Im Topf ist sie deswegen gut aufgehoben, besonders weil man die Sorten so schön trennen kann, aber Vorsicht: die Minze wächst nach außen, an den Topfrand und nach ein paar Jahren entwischt sie entweder über die Kante ins Beet oder sie ist beleidigt und verabschiedet sich. Dagegen hilft, sie alle 2-3 Jahre aus dem Topf zu nehmen und wieder in die Mitte desselben zu pflanzen.
Holzige Kräuter
Nun gibt es da noch die holzigen Kräuter, das sind die, die im Winter nicht unter die Erde verschwinden, sondern, als kleiner Strauch überwintern. Dazu gehören Lavendel, Thymian, Salbei, Winterbohnenkraut und Zitronenbohnenkraut. All diese, uns aus der mediterranen Küche so vertrauten Pflanzen gedeihen wunderbar in Töpfen. Gemeinsam ist ihnen der Wunsch nach einem sonnigen Standort und eher kargem Boden. Diese holzigen Kräuter sollten im Frühjahr kräftig zurückgeschnitten werden (egal, ob sie im Topf stehen oder im Gartenbeet). So ein Rückschnitt sollte gleich im ersten Frühjahr nach der Pflanzung erfolgen, mit Frühjahr meine ich April, wenn Sie wieder Lust kriegen in den Garten zu gehen. Vielleicht ist die Zeit der Forsythienblüte die richtige, denn dann schneiden Sie ja auch Ihre Rosen. Der Herbst ist definitiv die falsche Zeit, falls es nämlich einen harten Winter gibt, ist der im Herbst kurzgeschnittene Lavendel schon mal beleidigt und verabschiedet sich.
Und der Rückschnitt ist wichtig, wir kennen doch alle diese hochbeinigen Lavendelpflanzen, unten kahl und oben ein paar graugrüne Puschel – nee, das geht auch anders. Wird er jedes Jahr zurückgeschnitten, kann auch ein Lavendel eine wunderschöne kompakte Kugel bilden!
Pflege im Winter
Stehen diese (meist mediterranen) Kräuterschätze nun im Kübel oder Topf, so ist es besonders wichtig, im Winter auf etwas Regenschutz zu achten. Sie alle mögen viel lieber durchlässige, trockene Böden, also auch im Topf gilt: Keine Staunässe. Aber auch nicht total austrocknen lassen. Wir stellen unsere getopften Salbeis, Thymiane und Co im Winter unter Dach und gießen etwa einmal im Monat. Das klappt dann schon.
Nicht winterharte Kräuter
Ausnahmen von dieser Regel sind die nicht-winterharten-Kübelpflanzen, wie z.B. Lorbeer, Rosmarin, Zitronenverbene, Ananassalbei und Süßkraut(Stevia).
Diese im Topf zu kultivieren macht viel Sinn, weil sie ja im Winter auf jeden Fall in ein etwas geschützteres Quartier umziehen müssen. Auch hier sollte man genauer hinschauen:
Rosmarin und Lorbeer vertragen durchaus einige Minusgrade, nur Kahlfrost (Frost ohne Schnee) schadet ihnen schnell. Für diese beiden empfehle ich, sie im Winter vor der Haustür stehen zu haben und bei unserem typischen ZweiGradPlusundNieselregenwinterwetter sind sie wirklich draußen gut aufgehoben. Wird es kälter als -5° sollten sie mit reinkommen, kühl und hell wollen sie dann stehen. Und wenn es wieder milder wird, gerne wieder rausschicken! Das klingt nach Umstand, lohnt sich aber – es sei denn, man hat einen Wintergarten mit 5-8° Temperatur, aber wer hat das schon....
Zitronenverbene und Ananassalbei wollen gar keinen Frost, sie können auch suboptimal überwintert werden (ich hatte mal einen Winter eine Zitronenverbene in meiner dunklen, warmen Küche, erst warf sie alle Blätter ab, dann trieb sie neu aus, jämmerlich, bekam Läuse und dann war Mai und sie konnte wieder raus – und alles war wieder gut – das wächst sich schon zurecht...) – hauptsache frostfrei.
Süßkraut ist eine subtropische Pflanze, die mag es im Winter gerne ein bisschen wärmer, sollte auch nicht austrocknen....
Welcher Topf?
Kräuter können in Ton- oder Plastiktöpfen stehen (Tontöpfe sind ja hübscher, trocknen aber auch schneller aus...), sie können zu mehreren in einen Balkonkasten gepflanzt werden – dabei sollten Sie aber auf ähnliche Standortansprüche und Wuchsfreudigkeit achten!
Man kann auch Weinfässer, Wannen, alte Kochtöpfe oder leere Olivenölkanister bepflanzen, der Kreativität sind da wenig Grenzen gesetzt.
Bei allen Gefäßen, die für eine Kräuterkultur verwendet werden sollen, ist es wichtig, auf guten Wasserabzug zu achten. Unten geschlossene Töpfe funktionieren überhaupt nicht! Da wird aus dem schönen Lavendel ganz schnell eine Sumpfpflanze, denn schließlich regnet es in Schleswig-Holstein ja immer mal wieder – und als Sumpfpflanze hat der Lavendel keine Überlebenschance!
Nährstoffversorgung
Da Topfpflanzen ja hin und wieder gedüngt werden sollten, freuen sich auch Ihre Topfkräuter über Nährstoffgaben – wenig, sie schmecken besser, wenn sie nicht so doll gedüngt werden, aber etwas Futter brauchen sie schon. Ein guter organischer Dünger kann von Frühjahr bis August gegeben werden. Gerade wenn gedüngt wurde, sollte unbedingt auch die Wasserversorgung im Auge behalten werden, aber auch sonst müssen Topf- und Kübelpflanzen täglich kontrolliert werden. Viele, besonders die mediterranen holzigen Kräuter, kommen mit Trockenheit ganz gut klar, aber manche (und das sind eher die mit den feineren, weichen Blättern) sind da etwas anspruchsvoller. Aber das ist ja grade das Glück am Gärtnern: Jeden Tag seine Schätzchen zu besuchen, zu betüddeln, zu gießen und natürlich in diesem speziellen Kräuterthema: zu beernten!
Ernte
Geerntet wird im Beet, wie im Topf immer die ganze Triebspitze, das fördert die Verzweigung und damit das buschige Wachstum. Der beste Zeitpunkt ist der späte Vormittag, oder natürlich, wann immer der große Appetit kommt!
Probieren Sie unseren Rezepttipp: Salbeipflaumen
Backpflaumen mit je einer dünnen Scheibe durchwachsenem Speck umwickeln, ein Salbeiblatt drumlegen (besonders gut eignet sich die Sorte 'Berggarten', die hat so schön große Blätter), mit einem Zahnstocher feststecken. In eine Auflaufform legen und bei 180° ca 15-20 Minuten im Ofen backen. Direkt aus der Auflaufform naschen, oder als Vorspeise servieren.
Ihre Gäste werden Sie lieben!